Neonicotinoide Spritzmittel gefährden Bienen und Hummeln
Schon geringe Dosen schädigen Nerven
Washington. In der Landwirtschaft häufig eingesetzte Pestizide sind am rapiden Niedergang von Bienen und Hummeln mit schuld. Obwohl diese Pestizide als nicht-bienengefährlich zugelassen sind, schädigen sie schon in geringen Dosen das Nervensystem der nützlichen Insekten. Das berichten europäische Forscher in gleich zwei Studien im Fachmagazin „Science“.
Die in England und Frankreich durchgeführten Studien zeigen, dass Bienenarbeiterinnen durch die Giftwirkung der sogenannten Neonicotinoide nicht mehr zum Stock zurückfinden und sterben. Hummelvölker schrumpfen und produzieren weniger Königinnen.
Beide Auswirkungen der Pestizide gefährden langfristig das Überleben der Bienen und Hummeln, warnen die Wissenschaftler. Sie könnten zudem für den Kollaps vieler Bienenvölker in den letzten Jahren verantwortlich sein.
Pestizide aus der Klasse der Neonicotinoide sind seit Anfang der 1990er Jahre in Europa und anderen Regionen gängige Spritzmittel gegen Blattläuse . und andere Schadinsekten für Getreide, Raps, Mais, Sonnenblumen und andere Nutzpflanzen. Sie wirken auf das Nervensystem der Insekten und töten sie.
Bisher galten diese Mittel als ungefährlich für Bienen. Denn für ihre Zulassung müssen die Hersteller nachweisen, dass die auf den Feldern ausgebrachten Dosierungen die Bienen nicht töten.
„Unsere Studie stellt diese Zulassungsrichtlinien für Pestizide in Frage“, sagt Mickäel Henry vom landwirtschaftlichen Forschungszentrum INRA im französischen Avignon, Erstautor der Bienenstudie. Bisherige Tests hätten die Folgen niedrigerer, nicht direkt tödlicher Dosierungen für die Bienen gravierend unterschätzt.
„Es müssen dringend Alternativen zu den Neonicotinoid-Pestiziden entwickelt werden“, warnen auch Penelope Whitehorn von der University of Stirling und ihre Kollegen, die die Wirkung dieser Spritzmittel auf Hummeln untersucht hatten.
Sowohl Hummeln als auch Bienen seien für die Bestäubung von Obstbäumen, Gemüse und vielen anderen Pflanzen unverzichtbar, betonen die Wissenschaftler. dapd
Quelle: OTZ Freitag, 20. April 2012