Imkern mitten in der Stadt
Imker fühlen sich stark mit der Natur verbunden. Doch nicht nur auf dem Land gewinnt das Hobby und die Beschäftigung mit den Bienenvölkern immer mehr Freunde.
SCHWARZACH – Die zunehmende Zahl an Stadt-Imkern, die sich auf ihrem Balkon nur ein oder zwei Bienenvölker halten, ist für den Deutschen Imkerverband nicht nur positiv. „Es ist schön, dass sich aktuell so viele junge Leute für die Imkerei interessieren. Aber sie halten zu wenig Bienenvölker und sind nicht immer gut geschult“, sagte Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes, im bayerischen Schwarzach.
„Das Halten eines Bienenvolkes ist zwar ein guter Einstieg, aber das kann es nicht gewesen sein. Das ist nicht die Botschaft, die wir verbreiten wollen“, betonte Maske.
Es sei besser, acht bis neun Völker gleichzeitig zu halten. So sei zum einen der Verlust eines Volkes leichter zu verkraften, und die Völker könnten sich zudem untereinander helfen. Ungeübte Imker mit nur einem Volk überließen die Bienen häufiger sich selbst, und das berge Gefahren. Imkerchef Maske fürchtet vor allem, dass sich so Bienenkrankheiten wie die Varroamilbe, die Faulbrut oder der kleine Beutekäfer leichter ausbreiten können. „Ein Imker muss eine gewisse Ausbildung machen. Auch solche kleinen Völker können eine Gefahr für die anderen Bienen sein.“ Es sei unabdingbar zu wissen, wie Bienenkrankheiten zu erkennen und zu bekämpfen seien.
Den Trend des sogenannten „Urban beekeeping“ (städtisches Bienenhalten) in Großstädten wie Berlin beobachtet Maske zudem aus einem zweiten Grund mit Skepsis. „Wir haben zum Teil sogar eine Übervölkerung. In Berlin gibt es mittlerweile bis zu 1000 Völker, bei denen man nicht weiß, wo sie stehen.“ Dadurch werde der Raum eng, das Futter knapp und Krankheiten könnten schneller übertragen werden. Maske rät deshalb den Hobby-Imkern, sich beim Verband registrieren zu lassen.
Ein anderer Aspekt der Ein-Volk-Imkerei sei der Mangel an Honig. „Viele junge Hobby-Imker wollen gar keinen Honig ernten, sondern alles den Bienen überlassen.“ Dabei sei die Nachfrage auf dem deutschen Markt durchaus vorhanden, viele Verbraucher wünschten sich mehr regionalen Honig. „Aber Deutschland muss 80 Prozent seines Honigs aus dem Ausland importieren.“ Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums essen die Deutschen rund 85.000 Tonnen Honig pro Jahr. (dpa)
Imker im Freistaat Sachsen
In Sachsen gibt es derzeit 4624 Imker, die zusammen 39.544 Bienenvölker halten.
Die Honigerzeugung im vergangenen Jahr belief sich auf 1285 Tonnen. Damit lag der Ertrag bei 32,5 Kilogramm pro Bienenvolk.
Seit 2004 steigt die Anzahl der aktiven Imker pro Jahr um etwa drei Prozent. In den vergangenen neun Jahren kamen insgesamt mehr als 770 Imker dazu.
Auch bei den Bienenvölkern gibt es einen Zuwachs: Seit 2008 ist die Population um 4450 Völker gewachsen.
Der Freistaat zahlt seit 2004 eine Förderung für Neuimker von 100 Euro pro Bienenvolk. Maximal 500 Euro erhalten Neueinsteiger.
Die größte Gefährdung für Honigbienen stellt die Varroa-Milbe dar. Der Parasit befällt vor allem die Brut im Bienenstock, schwächt durch Saugen aber auch erwachsene Bienen. Anmerkung von 002: Gefahr droht auch von unerfahrenen Imkern, die Ihre Bienen sich mehr oder weniger selbst überlassen.
Quelle: Freie Presse Chemnitz, 12. Nov. 2014